Instanzstart mittels RMAN ohne Parameterdatei

17.
Februar
2014
Veröffentlicht von: Matthias Meyer

Haben Sie schon einmal versucht Ihre Oracle Instanz zu starten und dabei feststellen müssen, dass Oracle keine Parameterdatei mehr findet?

Haben Sie schon einmal versucht Ihre Oracle Instanz zu starten und dabei feststellen müssen, dass Oracle keine Parameterdatei mehr findet? Gleichgültig, ob Sie eine binäre Datei, also ein SPFILE, oder eine ASCII-Datei verwenden, benötigt Oracle für den Startvorgang eine Datei, aus der die Basis-Parameter (Kontrolldateien, SGA-Parameter, UNDO-Verwaltung etc.) ausgelesen werden. Wird beim Start über SQL*Plus keine Parameterdatei gefunden und auch kein PFILE explizit angegeben, kommt es zu folgender Fehlermeldung:

SQL> startup nomount

ORA-01078: failure in processing system parameters
LRM-00109: could not open parameter file '/u01/oracle/product/11.2.0/dbhome_1/dbs/inito11g.ora'

Ein Starten ohne Parameterdatei ist offensichtlich nicht möglich. Jedoch gilt hier die Devise: nicht gleich aufgeben!

Hinweis

Bei den folgenden Szenarien wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass das Backup des SPFILEs mittels RMAN erzeugt worden ist. Im Idealfall ist der RMAN-Konfigurationsparameter CONTROLFILE AUTOBACKUP auf ON gesetzt, wodurch automatische Backups vom Controlfile und SPFILE verfügbar sind.

Öffnen Sie nun den RMAN, melden Sie sich über diese Oberfläche an und probieren Sie den Startvorgang erneut.

$> rman target /

Recovery Manager: Release 11.2.0.3.0 - Production on Tue Jan 7 12:16:31 2014

Copyright (c) 1982, 2011, Oracle and/or its affiliates.  All rights reserved.

connected to target database (not started)

RMAN> startup nomount

Auch hier kommt es zur obigen Fehlermeldung, allerdings ist der RMAN in der Lage die Instanz mittels temporärer Dummy-Parameterdatei dennoch zu starten.

startup failed: ORA-01078: failure in processing system parameters
LRM-00109: could not open parameter file '/u01/oracle/product/11.2.0/dbhome_1/dbs/inito11g.ora'

starting Oracle instance without parameter file for retrieval of spfile
Oracle instance started

Total System Global Area     158662656 bytes

Fixed Size                     2226456 bytes
Variable Size                 92276456 bytes
Database Buffers              58720256 bytes
Redo Buffers                   5439488 bytes

Oracle generiert dazu auch eine neue Alertdatei (unter ORACLE_BASE/diag/rdbms/dummy) in der folgende Initialisierungsparameter aufgelistet werden:

...
Using parameter settings in client-side pfile /tmp/ora_tfilkB8krT on ...
System parameters with non-default values:
  sga_target               = 152M
  compatible               = "11.2.0.3.0"
  _dummy_instance          = TRUE
  remote_login_passwordfile= "EXCLUSIVE"
  db_name                  = "DUMMY"

Wenn Sie erst einmal soweit gekommen sind, dann ist der Rest - das Neuerzeugen des SPFILEs aus dem RMAN Backup und ein erneutes Durchstarten - auch nicht mehr schwer. Dazu kommen wir allerdings etwas später.

Mögliche Probleme beim Starten über den RMAN

Zunächst widmen wir uns aber dem eigentlichen Zweck dieses Tipps, nämlich den möglichen Problemen, die beim Startvorgang über den RMAN evtl. auftreten können.

Problem 1 - Fehlende Berechtigungen

Unter Windows 7 bzw. 2008 Server kann es notwendig sein, die Kommandozeile aus der heraus Sie den RMAN starten, mit dem Zusatz "Als Administrator ausführen" zu öffnen. Ansonsten erhalten Sie den Fehler:

RMAN> startup nomount

Start nicht erfolgreich: ORA-01078: failure in processing system parameters
LRM-00109: Parameterdatei 'C:\ORACLE\PRODUCT\11.2.0\DBHOME_1\DATABASE\INITO11G.ORA' konnte nicht geöffnet werden

Oracle-Instanz ohne Parameterdatei gestartet, um spfile abzurufen
RMAN-00571: ===========================================================
RMAN-00569: =============== ERROR MESSAGE STACK FOLLOWS ===============
RMAN-00571: ===========================================================
RMAN-03002: Fehler bei startup Befehl auf 01/07/2014 11:45:17
RMAN-04025: Temporäre Datei kann nicht generiert werden

Problem 2 - Absturz der Instanz mit ORA-03113 und ORA-04031

Das zweite Problem stellt sich wesentlich dramatischer dar:

RMAN> startup nomount

Start nicht erfolgreich: ORA-01078: failure in processing system parameters
LRM-00109: Parameterdatei 'C:\ORACLE\PRODUCT\11.2.0\DBHOME_1\DATABASE\INITO11G.ORA' konnte nicht geöffnet werden

Oracle-Instanz ohne Parameterdatei gestartet, um spfile abzurufen
RMAN-00571: ===========================================================
RMAN-00569: =============== ERROR MESSAGE STACK FOLLOWS ===============
RMAN-00571: ===========================================================
RMAN-03002: Fehler bei startup Befehl auf 01/07/2014 11:47:12
RMAN-04014: Start nicht erfolgreich: ORA-03113: Unerwartetes Übertragungsende in Kommunikation

Wagt man nun einen Blick in die gerade neu erzeugte Alertdatei unter %ORACLE_BASE%\diag\rdbms\dummy, dann erkennt man eine Reihe von Speicherfehlern und abschließend den Absturz der Instanz. Hier ein Auszug aus der Alertdatei:

Starting up:
...
Tue Jan 07 11:47:01 2014
Errors in file C:\ORACLE\diag\rdbms\dummy\o11g\trace\o11g_pmon_3056.trc  (incident=4161):
ORA-04031: unable to allocate 3977048 bytes of shared memory ("shared pool","unknown object","KSFD SGA I/O b","ksfd I/O buffer pool")
Incident details in: C:\ORACLE\diag\rdbms\dummy\o11g\incident\incdir_4161\o11g_pmon_3056_i4161.trc
Use ADRCI or Support Workbench to package the incident.
See Note 411.1 at My Oracle Support for error and packaging details.
WARNING:Shared I/O Pool created with size=0 set size=4194304
PMON started with pid=2, OS id=3056
...
Errors in file C:\oracle\diag\rdbms\dummy\o11g\trace\o11g_ora_3428.trc  (incident=4162):
ORA-04031: unable to allocate 973600 bytes of shared memory ("large pool","unknown object","large pool","PX msg pool")
Incident details in: C:\oracle\diag\rdbms\dummy\o11g\incident\incdir_4162\o11g_ora_3428_i4162.trc
...
Sweep [inc][4164]: completed
...
USER (ospid: 3428): terminating the instance due to error 12853
Tue Jan 07 11:47:10 2014
Instance terminated by USER, pid = 3428

Läuft Ihre Datenbank unter Windows, muss an dieser Stelle sogar der Datenbankdienst OracleService <sid> neu gestartet werden, ansonsten ist ein weiteres Arbeiten nicht mehr möglich.

Tritt dieses Verhalten auf, dann sind Sie in einen dokumentierten Bug (# 9680987) für die Version 11.2.x hineingelaufen. Dabei sind die Dummy-Werte, die der RMAN zum Starten der Instanz verwenden möchte nicht ausreichend dimensioniert.

Als Workaround für dieses Problem setzen Sie vor dem RMAN-Aufruf einfach die Systemvariable ORA_RMAN_SGA_TARGET und starten dann erst über den RMAN Ihre Instanz.

-- unter Windows
C:\> set ORA_RMAN_SGA_TARGET=350M

-- unter Linux
$> export ORA_RMAN_SGA_TARGET=350M

rman target /
RMAN> startup nomount

startup failed: ORA-01078: failure in processing system parameters
LRM-00109: could not open parameter file '/u01/oracle/product/11.2.0/dbhome_1/dbs/inito11g.ora'

starting Oracle instance without parameter file for retrieval of spfile
Oracle instance started

Total System Global Area     367439872 bytes

Fixed Size                     2228464 bytes
Variable Size                121638672 bytes
Database Buffers             239075328 bytes
Redo Buffers                   4497408 bytes

Neuerzeugung des SPFILEs

Haben Sie es - trotz aller Widrigkeiten - geschafft Ihre Instanz ohne Parameterdatei in die NOMOUNT-Phase zu versetzen, dann fehlt jetzt nur noch das Zurückspielen des SPFILEs und das erneute Durchstarten, damit das gerade erzeugte SPFILE herangezogen werden kann. Bis zur Version 10.2 mussten Sie vor dem Restore des SPFILEs erst noch die DBID Ihrer Datenbank setzen, ab Version 11g ist dies optional.

-- RMAN> set dbid <id>
RMAN> restore spfile from autobackup
       db_recovery_file_dest='/u01/oracle/fast_recovery_area'
       db_name='o11g';

Starting restore at 07.01.2014 14:44:02
using target database control file instead of recovery catalog
allocated channel: ORA_DISK_1
channel ORA_DISK_1: SID=19 device type=DISK

recovery area destination: /u01/oracle/fast_recovery_area
database name (or database unique name) used for search: O11G
channel ORA_DISK_1: AUTOBACKUP /u01/oracle/fast_recovery_area/O11G/autobackup/2014_01_07/o1_mf_s_836219695_9dqnx0b4_.bkp found in the recovery area
AUTOBACKUP search with format "%F" not attempted because DBID was not set
channel ORA_DISK_1: restoring spfile from AUTOBACKUP /u01/oracle/fast_recovery_area/O11G/autobackup/2014_01_07/o1_mf_s_836219695_9dqnx0b4_.bkp
channel ORA_DISK_1: SPFILE restore from AUTOBACKUP complete
Finished restore at 07.01.2014 14:44:05

RMAN> shutdown

Oracle instance shut down

RMAN> startup

connected to target database (not started)
Oracle instance started
database mounted
database opened

Total System Global Area    1052233728 bytes

Fixed Size                     2235040 bytes
Variable Size                784336224 bytes
Database Buffers             260046848 bytes
Redo Buffers                   5615616 bytes

Sie sehen, mit Hilfe des RMAN ist auch das Neuerzeugen eines SPFILEs keine Hexerei mehr und auch bei Auftreten eines der oben beschriebenen Probleme relativ einfach durchzuführen.

Hinweis

Ist die Parameterdatei nur logisch zerstört worden, aber physisch noch vorhanden, muss sie vor dem Starten mittels RMAN erst komplett entfernt werden.

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